Groß–Peterwitzer Straßenkonkordanz

Eine Konkordanz ist eine Zusammenstellung von Begriffen, die mit einer bestimmten Sache, Gegenstand oder Wort im Zusammenhang stehen. In Anhang zu diesem Text präsentieren wir alle Straßennamen von Gr.-Peterwitz – von den frühesten Zeiten bis zur Gegenwart. Die Liste enthält daher die

alten mährischen Begriffe "Welko Strana" und "Mało Strana", wie auch den unlängst eingeführten Namen "ul. Zielona" (Grünestr.). Es geht um die Erweiterung der "Feldstr." gegen Westen über die Zauditzer Str. In der Konkordanz steht die Abkürzung "ul." für "ulica" und bedeutet "Straße", wie auch „pl.“ für „plac“, also „Platz“. 

Bei dieser Gelegenheit möchten wir auf die Kurzsichtigkeit der Peterwitzer Beamten hinweisen. Wahrscheinlich wurde 1948 das System eingeführt, wonach die Hausnummern auf jeder Straße mit der Nummer 1 beginnen, mit ungeraden Nummern auf der rechten Straßenseite (1, 3, 5 usw.) und den geraden Nummern auf der linken Seite (2, 4, 6 usw.). An der damaligen ul. Mickiewicza (Zauditzer Str.), befanden sich die ersten Bebauungen gleich hinter der Kreuzung mit der Reinhardstr. (ul. Świętokrzyska). Die Bäckerei der "Gminna Spółdzielnia" erhielt die Nummer 1, das Klobuczek-Haus, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die Nummer 2. Als an der Zauditzer Str., auf dem Abschnitt zwischen der Johannesstr. (ul. Wyzwolenia) und der Reinhardstr. (ul. Świętokrzyska) neue Gebäude entstanden, sahen sich die Beamten genötigt, den Namen dieses Straßenteils zu ändern. Und dieser Abschnitt der Zauditzer Str. (ul. Mickiewicza), von der Johannesstr. (ul. Wyzwolenia) bis zur Reinhardstr., bekam den Namen "Chopinstr.“ (ul. Chopina), um die Häuser nummerieren zu können. Es ist zu bemerken, dass die deutschen Gemeindebeamten vor Jahrzehnten ebenso kurzsichtig waren, worauf noch hingewiesen wird.

In Gr.–Peterwitz wurden zunächst die mährischen Begriffe "Welko Strana", und "Mało Strana" verwendet. "Welko Strana" ist die spätere „Ratiborer Str.“ und "Mało Strana" die nachfolgenden „Johannesstr.“ und „Bernardstr. Diese mährischen Namen wurden später als "Große Seite" und "Kleine Seite" ins Deutsche übersetzt. Als gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Grundbücher für Gr.–Peterwitz eingeführt wurden, verwendete man dort die Begriffe "Große Dorfseite" und "Kleine Dorfseite".

Um 1905 erhielten die Straßen von Gr.–Peterwitz amtliche Bezeichnungen. Die "Große Seite" von der Kreuzung mit der späteren Stolzmützer Str. nach Osten (in Richtung der Kirche) wurde "Ratiborer Str." genannt, während nach Westen die "Leobschützer Str." führte. Die „Kleine Seite“ wurde auf ähnliche Weise aufgeteilt. Von der Kreuzung mit Zauditzer Str. nach Osten hieß sie "Johannesstr.", in die entgegengesetzte Richtung – "Bernardstr.". Alle Seitenstraßen erhielten auch ihre individuellen Bezeichnungen, die normalerweise informativen Charakter hatten: die "Kornitzer Str." führte nach Kornitz, die "Zauditzer Str." nach Zauditz. Zur damaligen Zuckerfabrik und späteren Flachsfabrik ging die "Fabrikstr." und zum Friedhof – die "Friedhofstr.".

Es ist zu beachten, dass die Hausnummern für das gesamte Dorf nacheinander festgelegt wurden. Die Nummer 1 begann an der Ratiborer Str., am östlichen Ende, nämlich an der Nordseite dieser Straße. Die nächste Nummerierung, d. i. 1, 2, 3, 4 usw., verlief nach Westen bis zum Ende des Dorfes und kehrte auf der Südseite der Straße zurück. An der Kreuzung mit der späteren „Johannesstr.“ verlief die Nummerierung auf der Nordseite der Straße weiter, um schließlich auf die Südseite zurückzukehren. Die sogenannte "alte Schule", die gegenüber des Jugendheimes stand, hatte die Adresse "Ratiborer Str. 163" und das Steuer–Gebäude auf der Kleinen Seite – "Johannesstr. 164 ”(heute ul. Wyzwolenia 1). Es ist auch bemerkenswert, dass die Hausnummern in den Seitenstraßen in die Nummerierung der Hauptstraßen einbezogen wurden. Das Eckhaus "Ratiborer Str." mit der "Stolzmützer Str." bekam die Nummer 70 (heute ul. 1 Maja 57) und das erste Haus auf der rechten Seite der Stolzmützer Str. (heute „ul. Tłustomostka“) die Nummer 71. Es sei darauf hingewiesen, dass die, den polnischen Beamten vorgeworfene, Kurzsichtigkeit den deutschen Gemeindebeamten nicht fremd war. Das letzte Haus auf der Nordseite der "Leobschützer Str." hatte die Nummer 106, wonach die Nummer 107 auf der Südseite der Straße folgte. Es waren keine Reservenummern vorgesehen. Daher erhielten Häuser, die am Ende des Dorfes später gebaut wurden, die Nummer 106 mit einem zusätzlichen Buchstaben. Zum Beispiel hatte das Kubiczek–Haus die Nummer "106 e". Aber auch das stellte sich als unzureichend heraus und die weitere Häuser mit dem Buchstaben "e" erhielten zusätzliche Zahlen hinzu, die bis zu "106 e11" reichten. Es sollte auch berücksichtigt werden, dass die Auszugshäuser, die sich auf denselben Grundstücken wie die Wirtschaftshäuser befanden, einen zusätzlichen Buchstaben erhielten, z. B. "a". Man ist jedoch wenig konsequent vorgegangen, da das Wirtshaus des Franz Wieder (Zyglosch) die Hausnummer "72" hatte, das Auszugshaus rechts davon (Ecke mit Stolzmützer Str.) die Nummer "72 b", während das dritte Haus (auf demselben Grundstück) an der Stolzmützer Str. die Nummer "72 a" bekam.

Die polnischen Behörden gaben den Straßen 1945 polnische Bezeichnungen, die im Wesentlichen Übersetzungen deutscher Namen waren. Also wurde die "Feldstr." auf "ul. Polna“ umbenannt, die "Mühlenstr." auf "ul. Młyńska" usw. Am 28. August 1948 entschied der Peterwitzer Rat der Verbandsgemeinde („Rada Gminy Piotrowice, pow. raciborski“, wie der Stempel zeigt) mit dem Beschluss Nr. IV/3/Pr/48 die Änderungen einiger Straßennamen. Damals wurde die "ul. Janowicka" (Jankener Str.) auf "Aleja Marszałka Stalin" umgeändert, die "ul. Tłustomostka“ (Stolzmützer Str.) hingegen auf „ul. Świerczewskiego". Zu dieser Zeit entstand auch der "plac Powstańców Śląskich" (Platz der Schlesischen Aufständischen) mit der Erläuterung "Platz vor der Volksschule, wo sich das Denkmal befindet". Es geht um den heutigen Sitz der "Gminna Spółdzielnia" und des Restaurants "Pasja", welcher 1945 den Bedürfnissen der Grundschule angepasst wurde (die Volksschule aus der Zeit vor 1945, die sich in dem Gebäude befand, welches heute vom Gemeindeamt eingenommen wird, war ausgebrannt). Beim "Denkmal" handelt es sich um das Kriegerdenkmal der Gefallenen des I Weltkrieges welches — teilweise zerstört – auf diesem Platz stand. Die Straßennamen aus dem Jahr 1948 sind in der folgenden Konkordanz mit einem Sternchen (*) versehen.

In den 1970-er Jahren sind die Felder des "Pobiehofs", also das Gebiet zwischen der Kornitzer Str. (der heutigen ul. Jana Pawła II) und der Ratiborer Str. zu Wohnungsbauzwecken bestimmt worden. Parallel zur Kornitzer Str. und der Sandstr. entstand die neue "ul. Sienkiewicza“, 260 m lang.

Die Kornitzer Str. ist über die „ul. Sienkiewicza“ und die Sandstr. mit der Ratiborer Str. durch die neue "ul. Skłodowskiej–Curie“, 340 m lang, verbunden. In der Nähe der Dorfgrenze verbindet die neue, 140 m lange, "ul. Parkowa“, also „Parkstr.“, die Kornitzer Str. mit der Sandstr. Etwa 20 m östlich der Einmündung der „ul. Parkowa“ in die Sandstr. verläuft jetzt nach Süden noch die 110 Meter lange "ul. Wiosenna“ (Frühlingsstr.). Etwas weiter westlich entstand die „ul. Słoneczna”, also „Sonnenstr.“, (200 m lang), welche die Sandstr. mit der Ratiborer Str. verbindet. Zwischen der „ul. Słoneczna“ und der „ul. Skłodowskiej–„Curie, parallel zu ihnen, wurde noch eine kurze (80 m) „ul. Kwiatowa" (Blumenstr.) eingerichtet, die von der Ratiborer Str. nach Norden führt.

Als die Umgebung der Sandstr. fast vollständig bebaut war, suchte man nach neuen Bauplätzen in Gr.–Peterwitz. Sie wurden auf dem "Wyhon" gefunden, d. i. das Gebiet der ehemaligen Flachsfabrik und in der Richtung der Zauditzer Str. Die bestehende, unbefestigte Feldstraße, welche 160 m südlich der „Feldstr.“ (ul. Miarki) verläuft, wurde als neue "ul. Topolowa” (Pappelstr. – 280 m lang) eingerichtet. Zur gleichen Zeit, ist die Fabrikstr. um 160 m verlängert worden um sie mit der „ul. Topolowa“ zu verbinden. Parallel zur Zauditzer Str, auf deren Ostseite, entstanden zwei neue, 210 m lange, Straßen mit den Namen „ul. Klonowa“ (Ahornstr.) und „ul. Brzozowa" (Birkenstr.). Diese beiden Straßen sind Nebenstraßen der „ul. Topolowa“. Außerdem wurde die „Feldstr.“ – über die Zauditzer Str. – um eine 120 m lange Straße verlängert, die den Namen „ul. Zielona“ (Grünestr.) erhielte. Diese neuen Straßen wurden ab dem 8. April 2019 eingeführt und sind in der Konkordanz mit dem Zeichen "¤" versehen.

Zum besseren Versehen der Lage der neuen Straßen sind diesem Text zwei Auszüge aus der Kartenstraße von Gr.–Peterwitz beigefügt.

Um die Nutzung eines Computers zu ermöglichen, wurden in der folgenden Konkordanz die Abkürzungen "ul." für "Straße" und "pl.", für „Platz“, nach den Straßennamen eingeführt, obwohl dies den Grundsätzen der polnischen Sprache widerspricht.

Die Zusammenstellung enthält alle Straßenbezeichnungen von den frühesten Zeiten bis zur Gegenwart. Die Gartenstr. trug im Laufe der Jahrhunderte folgende Namen: "Schlosssiedlung“, „Gartenstr.“, „ul. Ogrodowa“ und schließlich „ul. Daszyńskiego". Diese Straße findet man in der Konkordanz unter jeder dieser Bezeichnungen. Nach den sekundären Namen folgt ein Doppelpunkt, wonach alle Namen in der Reihenfolge nach dem ältesten aufgeführt werden, also „Ogrodowa ul.: Schlosssiedlung — Gartenstraße — Ogrodowa ul. — Daszyńskiego ul.”.

Es sollte noch erwähnt werden, dass die Sandstr. , die heutige „ul. Konopnickiej“, nach Überlieferungen einst "Napolejońsko cesta" genannt wurde, was "Napoleonstr." bedeutet. Es ist zu bemerken, dass ursprünglich die Straße von Ratibor nach Gr.–Peterwitz auf der Sandstr. verlief und zur Furt durch die Zinna (Psinna) führte. Es ist zu beachten, dass die ersten französischen Soldaten im August 1807 in Ratibor erschienen und nach einiger Zeit in Richtung Troppau – wahrscheinlich durch Gr.–Peterwitz – marschierten. Da wir jedoch in keiner der zugänglichen Quellen eine Bestätigung des Namens " Napolejońsko Cesta" fanden, haben wir ihn in der Konkordanz nicht aufgeführt

 

Paul Newerla